New York Demon Story – Sword Maniac / X-Kaliber 2097

Sword Maniac, in Europa besser bekannt als X-Kaliber 2097, war in den 90ern mein erstes 2D-Actionspiel und mein erster Kontakt mit dem Cyberpunk-Thema. Ich habe mir das Spiel damals von einem Freund ausgeliehen und war fasziniert – von der Stadt Neo New York, den Charakterdesigns, die in schön gezeichneten Zwischensequenzen visualisiert wurden, und der treibenden Technomusik von Psykosonik. Diese ersetzte in der europäischen Version den leicht funkigen Soundtrack von Hitoshi Sakimoto.

Im Neo New York des Jahr 2047 ist die Regierung korrupt und das organisierte Verbrechen regiert, allen voran Cyberdyne, die Organisation mit Kingpin Sieg Dyne an der Spitze. Ihm und seiner Armee von Cyborgs und Mutanten steht Detective Gear gegenüber, der ein legendäres Schwert als Waffe führt. Sieg Dyne entführt kurzerhand Cynthia, die Freundin von Gear und damit wurde es für Gear persönlich und er macht sich auf den Weg um das kriminelle Imperium zu stürzen und Cynthia zu befreien.

In den nebeligen Straßen Neo New Yorks sucht Detective Gear nach Hinweisen zum Aufenthaltsort von Sieg Dyne.
Ein junger Mann verwandelt sich in einer Bodyhorror-Sequenz kurzerhand in einen säurespuckenden Mutanten. Ich hätte gerne eine 90er-Jahre OVA zu Sword Maniac gesehen.

Sword Maniac ist ein klassisches 2D-Actionspiel, vergleichbar mit Valis, Strider oder Ninja Gaiden. Erwähnenswert ist, dass die Bosskämpfe immer Zweikämpfe sind, ähnlich einem VS. Fighting Game mit Waffen. Leider erweist sich zum Beispiel der auf Distanzangriffe ausgelegte Special Move von Gear als unbrauchbar, da er sehr langsam ist, die Bosse zu 100% ausweichen und Gear danach eine lange Recovery-Zeit beansprucht, in der man gegnerischen Angriffen schutzlos ausgeliefert ist. Das zwingt einen quasi dazu, immer nach demselben Muster in den Nahkampf zu gehen und zu hoffen, möglichst viel Schaden anzurichten. Die gegnerischen Angriffe – allen voran der 1. Boss Tattooman, aber auch Sieg Dyne – haben eine gigantische Reichweite und greifen unerbittlich an. Die Kämpfe gestalten sich dadurch als zäh.

Die Charakterdesigns sind ausgesprochen cool, besonders seien hier auch die Zwischenbosse erwähnt. Die coolen Designs sind da fast zu schade, da die Zwischenbosse in der Regel recht schnell besiegt sind. Als meine Favoriten sind hier die Zwischenbosse im Fahrstuhl in der 3. Stage und das punkige Mädel in der 5. Stage genannt, letztere kann einen elektrischen Drachen beschwören – cool!

Grafisch gefällt mir das Spiel auch außerordentlich gut. Meine Highlights wären beispielsweise die erste Stage, eine nebelige Hafengegend mit gut bewachten Lagerhäusern. Die dritte Stage, die Baustelle, ist wunderbar atmosphärisch und verregnet mit der düsteren Stadt im Hintergrund. Aber auch die fünfte Stage, die Residenz von Sieg Dyne sieht einfach super aus.

Hier ist es zuende!

Zwischen der europäischen und japanischen Version gibt es einige gravierende Unterschiede. Zunächst einmal sei erwähnt, dass der westliche Publisher Activision für die europäische und amerikanische Version des Spiels Musik der Techno-Industrialgruppe Psykosonik lizenziert hat. Diese hat Stücke wie Welcome to my Mind und Tekno-Jihadauf dem Super Nintendo umgesetzt. Ähnliches hat Activision beim Shoot ‚em Up Bio-Metal gemacht, bei diesem Titel wurde Musik der Eurodance-Gruppe 2Unlimited lizenziert. Im Gegensatz zu Bio-Metal empfinde ich die Musik als wunderbar passend für das Cyberpunk-Setting – ich möchte mich allerdings nicht zwischen dem japanischen und dem westlichen Soundtrack entscheiden müssen. Mir gefallen beide auf ihre Art und Weise.

Die 5. Stage ist das Anwesen des Kingpins Sieg Dyne, mich beeindruckt diese Art von Bösewicht alá Geese Howard immer noch.

Weiterhin wurde die Story ins Jahr 2097 verlegt, die Namen geändert, und das Schwert von Slash (Gear in der japanischen Version) ist der zentrale Punkt der Handlung. Der Warlord Raptor (Sieg Dyne) braucht dieses Schwert, um sein Ziel – die Weltherrschaft – zu erreichen. Um Slash anzulocken, entführt er die Agentin Alix (Cynthia). Der Endgegner ist auch nicht der Dämonenkönig, mit dem Sieg Dyne einen Pakt einging, sondern Krux – ein Gangster aus einer anderen Dimension.

Dazu wurden einige grafische Veränderungen und Zensuren vorgenommen. Die Sequenz vor dem Final Boss ergibt in der europäischen Version nicht so richtig Sinn, da Cynthia/Alix kein Teil des Endgegnersprites ist. Auch ziert kein großes Hexagram den Fußboden – die Symbolik war dem Publisher wohl zu heiß.

Ich hätte gerne eine 90er Jahre OVA* zu Sword Maniac gesehen! Neo New York, Body Horror, Mutanten, Cyborgs, ein krimineller Kingpin, der hochherrschaftlich residiert und einen Pakt mit dem Dämonenkönig eingegangen ist. Sword Maniac hat sehr offensichtliche Schwächen, wie die teils frustrierenden Bosskämpfe und kurze, lineare Level, punktet jedoch mit grandiosem Design, hübscher Grafik, guter Musik und bietet trotz der genannten Schwächen kurzweiligen Spaß.

Anhang:

*OVA – Original Video Animation, Anime die direkt für den Heimvideomarkt hergestellt wurden, dieses Format gibt es heutzutage praktisch nicht mehr. Aufgrund größerer Freiheiten für den Videomarkt waren die Filme gelegentlich gewaltätiger und erotischer als Kino- oder Fernsehproduktionen, da hier Sponsoren weniger Einfluss nahmen und die Studios eine größere Kontrolle über den Inhalt hatten.

Vielen Dank an CIT für die Fotos der originalen Anleitung von Sword Maniac!