Götzendiener – Princess Maker Gaiden?

Das Coverartwork ist herrlich und wurde von Gainax Gründungsmitglied und Princess Maker Creator Takami Akai illustriert.

Deutsche Namen und Titel in japanischen Spielen mit Fantasy- oder industriellen* Setting sind für geübte Videospieler zunächst einmal nichts Neues, tauchen deutsche Begriffe doch öfter mal in japanischen Videospielen auf. Götzendiener ist ein isometrisches Action-Adventure, das von dem renommierten Anime- und Game-Studio GAINAX in Zusammenarbeit mit Studio Alex (u.A. Lunar: Eternal Blue) entwickelt wurde.

Unsere Reise beginnt auf einer verwunschenen Insel, auf der der Dämonengott ursprünglich versiegelt wurde. Prinzessin Misa wurde von einer mysteriösen Gestalt dorthin entführt und soll dem Dämonengott geopfert werden, um seine Kräfte wiederherzustellen. Zahlreiche Ritter des Königreichs, darunter ein tapferer junger Krieger, eilen herbei, um Prinzessin Misa aus den Fängen der Dämonen zu befreien. Wir werden Zeugen des finalen Duells zwischen unserem jungen Helden und des Dämonengotts. Zunächst scheint der Held über dem Dämonengott zu triumphieren, doch kurz nach seinem heroischen Sieg über diesen, bricht er selbst zusammen. Prinzessin Misa ist befreit, denn das Siegel des Dämonenkönigs ist gebrochen, doch der mutige Held hat sein Leben geopfert, um die Prinzessin zu retten. Sie ergreift das heilige Schwert des Helden und versucht selbstständig, aus dem Turm des Dämonengottes zu entkommen.

Wie immer werden PC Engine-Spieler mit wunderbar gezeichneten Zwischensequenzen verwöhnt.

Das Spiel bietet eine isometrische Perspektive, die Spielern von Landstalker oder Light Crusader sofort vertraut sein dürfte. Die Steuerung mag anfangs ungewohnt erscheinen, doch nach einer kurzen Eingewöhnungszeit geht sie leicht von der Hand.

Die Befehle sind auf drei Tasten verteilt: Die Taste I dient als Aktionsknopf, mit dem Prinzessin Misa ihr Schwert ziehen, angreifen, Türen öffnen und gefundene Gegenstände verwenden kann. Die Taste II ist das Gegenstück und beendet Aktionen, wie das Verstauen des Schwertes oder das Loslassen von Gegenständen. Mit der SELECT-Taste kann Magie verwendet und gefundene Gegenstände weggeworfen werden.

Magie in diesem Spiel hat hauptsächlich unterstützende Funktionen. Es stehen zwei Zauber zur Verfügung: ein Feuerzauber, der oft für Rätsel verwendet wird, und ein Wiederbelebungszauber. Mit letzterem kann man einige der besiegten Monster wiederbeleben und an seiner Seite kämpfen lassen. Dies ist besonders nützlich, wenn man wenig Energie hat, aber auf gefährliche Gegner trifft. Später im Spielverlauf kann man sogar einen Doppelgänger von Misa beschwören – ein cooler Moment!

Während Prinzessin Misa auf der Suche nach einem Fluchtweg von der verwunschen Insel ist, durchstreift sie nicht nur den Turm des Dämonengottes, sondern auch unterirdische Tempelanlagen, Kultstätten und Höhlen. Die Umgebungen sind abwechslungsreich gestaltet und ausgedehnt, daher sollte man darauf achten, sich nicht zu verirren. Mich erinnert das Spiel mit seinen Verliesen, den detaillierten Animationen und dem Action-Kampfsystem sehr stark an ein isometrisches Prince of Persia.

Schade finde ich, dass einige Elemente nur einmal vorkommen. Zum Beispiel am Anfang, als Prinzessin Misa eine abgebrochene Leiter verwenden muss, um über einen Abgrund zu gelangen – diese Art von Puzzle hätte ich gerne öfter gesehen. Abgesehen von einigen notwendigen Puzzle-Gegenständen und zusätzlichen Waffen findet ansonsten man nicht viele Items. Es gibt kein Inventar, keine Level-Ups und keine Schlüsselitems.

Prinzessin Misa kommt im späteren Verlauf hinter das Geheimnis der verwunschenen Insel

Die Entwicklung von Prinzessin Misa im Verlauf des Spiels ist meiner Meinung nach überzeugend dargestellt. Anfangs ist sie eine klassische Prinzessin in Gefangenschaft, doch sobald sie das Schwert des tapferen Helden ergreift, ihr Kleid zerreißt und ihre Haare zusammenbindet, nimmt sie das Schicksal in die eigenen Hände. Die Szene, in der sie im späteren Spielverlauf ihre langen Haare abschneidet und sich auf den finalen Kampf mit dem wiedererweckten Dämonengott vorbereitet, erinnerte mich an Marian Lancaster aus dem Anime Robin Hood no Daibōken. Auch Marian schneidet sich im späteren Verlauf die Haare kurz, gewinnt an Selbstvertrauen und schließt sich Robins Bande von Gesetzlosen an.

Die Spielzeit von 3-4 Stunden für ein Action-Adventure ist ziemlich kurz, was jedoch meiner Ansicht nach für Spieler mit einem riesigen Stapel ungespielter Spiele ideal ist. Leider hat das Spiel technische Probleme wie gelegentliche Slowdowns.

Die Geschichte von Prinzessin Misa und ihrer Wandlung von einer hilflosen Prinzessin zur Göttin und Bezwingerin des wiedererweckten Dämonenkönigs ist toll. Die Grafiken sind schön gestaltet, die Zwischensequenzen sind wunderschön gezeichnet und das Erkunden des Dungeons motiviert ungemein.

Warum Princess Maker Gaiden? Das ist von meiner Seite aus natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber irgendwie zähle ich infoffiziell und insgeheiem es ja doch zur Princess Maker-Reihe, da zum einen das Design von Takami Akai stammt und zum anderen auch eine junge Frau im Mittelpunkt steht die ein unendliches Potenzial hat.

Die Monster tragen allesamt deutsche Namen wie Verhaftung, Erst, Tänzer, Reich, Gespenst.

Anhang:

*Wachenröder – ein Taktik-RPG für Sega Saturn oder Einhänder für Playstation sind da Paradebeispiele für deutsche Namen in japanischen Videospielen.

** Übrigens, um den Kreis zu schließen: Winifred aus Robin Hood erinnert mich irgendwie an Olive Oyl aus Princess Maker 2…

Herzlichen Dank an meinen Freund Milo an dieser Stelle.