An einem sonnigen Tag in den 1990er Jahren fuhr ich mit meinem Vater zum Hertie am Hallschen Tor in Berlin-Kreuzberg. Wir beide holten uns jeweils ein neues Spiel. Ich weiß noch, mein Vater kaufte für sich NHL ’95 für den Sega Mega Drive und ich suchte mir Batman & Robin für Super Nintendo aus. Damals fiel mein Blick jedoch bei Hertie noch auf ein anderes Spiel in den Vitrinen: The Firemen. Mich sprach damals vorallem das Artwork des Covers an und die Feuerwehr ist für Kinder ja sowieso cool.Einige Jahre später, in den frühen 2000ern, kam mir dieses Spiel plötzlich wieder in den Sinn und dank Emulation konnte ich all die Spiele ausprobieren, die ich früher nur vom sehen her kannte. The Firemen spielte ich damals direkt in einem Rutsch durch.
Wie auf dem Cover vermerkt, ist The Firemen die 2. Ausgabe der „Panic Soft“-Reihe von Human Entertainment. Dabei handelt es sich um eine lose Reihe zu der Spiele mit einem „Angst“-Setting gehören und erschien im Jahr 1994. Der erste Serieneintrag ist das Schiffbruch-Abenteuer „Septentrion“, der dritte Teil ist das bekannte Horror-Abenteuer „Clock Tower“.
In The Firemen schlüpft der Spieler in die Rolle des erfahrenen Feuerwehrmanns Pete, der von seinem jungen Assistenten Danny begleitet wird. Im Jahr 2010 bricht während der Weihnachtsfeier des Chemiekonzerns Metrotech ein Feuer aus, das außer Kontrolle gerät. Das Ziel besteht darin, die gefährliche Chemikalie MDL zu bergen, da eine Explosion dieser Substanz schwerwiegende Folgen haben könnte.
Wir haben es hier grundsätzlich mit einem Actionspiel zu tun, man könnte sogar argumentieren das es sich bei The Firemen um einen Top-Down-Shooter handelt. Um Brände zu bekämpfen, stehen dem Spieler drei verschiedene „Waffen“ zur Verfügung: der „Spray-Shot“, der für kleinere Feuer geeignet ist, ein Wasserstrahl für größere Brände und begrenzt verfügbare Wassergranaten für brenzlige Situationen. Der NPC-Partner Danny übernimmt dabei eine unterstützende Rolle, indem er Türen öffnet, Brände löscht und Verletzte rettet. Übrigens ist das Sichern von Überlebenden der einzige Weg, um die Lebensenergie wiederherzustellen. Durch den Life Monitor im oberen Bildschirmbereich hat man optisch und akustisch immer im Blick, wenn ein Überlebender in der Nähe ist.
IIm Unterschied zu anderen Action-Spielen oder Shootern steht hier kein Scoresystem zur Verfügung. Allerdings schaltet man einen zusätzlichen Experten-Modus frei, wenn man möglichst viele Feuer löscht und das Spiel mit einer herausragenden Löschrate abschließt. In diesem Modus erleidet man mehr Schaden, und der Bewegungsradius der Flammen ist erhöht.
Das Spiel folgt einem linearen Verlauf, und am Ende jeder Stage erwartet den Spieler ein Boss-Feuer, das mit etwas mehr Aufwand gelöscht werden muss. Alternative Routen oder eine offene Spielwelt sucht man vergeblich. Aufgrund der relativ kurzen Spielzeit kann man das Spiel gut in einem Durchgang durchspielen, sodass ein fehlendes Passwort- oder Speichersystem zu verschmerzen ist. Trotz des eher ernsten Settings und der dichten Atmosphäre, die durch die Funkverbindung zur Zentrale und die Interaktion mit den Kameraden verstärkt wird, ist die Grafik eher niedlich gehalten, was mir jedoch gut gefällt.
Was ich jedoch schmerzlich vermisse, ist ein 2-Spieler-Modus. Dieses Manko wurde zwar im Nachfolger „The Firemen 2“ für die Playstation behoben, jedoch spielt sich der Nachfolger nicht mehr so flüssig wie das Original. Zudem waren einige Mitglieder des Originalteams nicht mehr an der Entwicklung von „The Firemen 2“ beteiligt. Der Hauptdesigner Taichi Ishizuka, der auch an dem visionären Titel „Mizzurna Falls“ (ebenfalls von Human) mitwirkte, hat mittlerweile der Spielindustrie den Rücken gekehrt und lebt nun in Kanada, wo er als Tourguide für Bergwanderungen arbeitet.
Neben dem offiziellen Nachfolger „The Firemen 2“ für die Playstation gibt es noch einen spirituellen Nachfolger namens „Fire Heroes“ für die Playstation 2, an dem viele Originalentwickler von The Firemen beteiligt waren. Dieser Titel war auch Taichi Ishizukas letzter Output in der Industrie.
Ein vergleichbares Spiel auf dem Super Nintendo wäre „Fire Fighting“ von Jaleco, das etwa zur gleichen Zeit wie „The Firemen“ veröffentlicht wurde. Im Gegensatz zu „The Firemen“ spielt sich „Fire Fighting“ jedoch nicht so flüssig, da das Spiel durch das Verwalten der Ausrüstung, verschiedene Brandtypen und Aufgaben eine eher taktische Komponente erhält. Für angehende 16-Bit-Brandbekämpfer ist es jedoch ebenfalls einen Blick wert. Ich empfehle hier die japanische Version, die Sprachbarriere ist niedrig, aber die Originalgrafiken gefallen mir besser als die für den US-Markt angepassten Grafiken.