良い漢字の題名 oder: Titel mit gutem Kanji.

Makaimura Gaiden – Die Sidestory zu Capcoms Arcadeklassiker ist bei uns in Deutschland als Gargoyles Quest erschienen. – wie z.B. bei Makaimura – Im Logo wird das Zeichen als Spinnendämon (Tsuchigumo) dargestellt.

Neulich stand ich mit einem Freund vor seiner Spielesammlung und wir haben gegen 3 Uhr früh angefangen darüber zu philosophieren, welche Titel besonders interessante Kanji oder Kanji-Kombinationen verwenden.

Japanische Coverartworks genießen durch in der Regel schöne Gestaltung, und fantasievolle Typographie bei Spielern und Sammlern gleichermaßen einen exzellenten Ruf. Wenn man sich gerne mit Import (Retro-)spielen beschäftigt, dann stößt man früher oder später auf Titel, die ziemlich viele Kanji im Titel verwenden.

Kanji, das ist eines der in Japan verwendeten Schriftsysteme. Es handelt sich dabei um Zeichen chinesischen Ursprungs, welche in Japan breite Anwendung finden. Beispielsweise steht das Zeichen 村 (Mura) für Dorf. So bedeutet der Titel Makaimura Gaiden (魔界村外伝) wörtlich „Dämonenwelt-Dorf Nebengeschichte“. Für das Spiel auf jeden Fall eine treffende Bezeichnung, bekommt man es hier ja mit allerlei Unterweltkreaturen zu tun.

Salamander, der Titel befindet sich insgesamt drei mal auf dem Cover. Einmal in lateinischer Schrift, einmal als Ateji und als Lesehilfe in Katakana. Die Kanji werden ohne ihre eigentliche Bedeutung gelesen.

In der japanischen Sprache gibt auch sogenannte Ateji, die zur Schreibung von Eigennamen oder Flurnamen verwendet werden. Bei Ateji werden Kanji ohne Rücksicht auf die eigentliche Bedeutung verwendet um ein Wort zu schreiben. Die Kanji werden so rein phonetisch gelesen, entsprechend ihrer Aussprache. So bedeutet das erste Kanji im Titel von Salamander (沙) eigentlich Sand (Suna), die sino-japanische Lesung ist aber u.A. ,,Sa“. Konami hat hier – vermutlich aus ästhetischen Gründen – für die Titel Salamander und Contra jeweils Ateji verwendet. Als Lesehilfe ist der Name in Katakana noch einmal dazugeschrieben: Contra (Kontora) und Salamander (Saramanda). Für mich geht das Konzept hier auf, die Titel wirken durch die Verwendung von Kanji interessanter. Man möchte es sofort in die Hand nehmen, anschauen und im Anschluss zocken.

Das zweite Kanji „To“ (斗) ist Teil des japanischen Namens des Sternbilds „Großer Wagen“ (北斗). Die Kanji im Titel haben aber keine feste Bedeutung.

Interessant wird es auch, wenn Entwickler Kanji in den Titeln verwenden, die auch in Japan teilweise ungewöhnlich sind oder eher in Hiragana, als in Kanji geschrieben werden. Bara(薔薇) bedeutet Rose und zählt zu den eher komplexen Kanji, die im Alltag nicht unbedingt gebräuchlich sind. Ibara (鋳薔薇) bedeutet in dieser Schreibweise soviel wie Gussrose, mit einem anderen Kanji geschrieben kann Ibara (茨) aber auch „Dorn“ bedeuten. Das Kanji I(ro) beschreibt in dem Fall einen Metallguss.

Der Titel „Gussrose“ passt perfekt zur Rot-Schwarzen Metallic-Gothic-Lolita-Steampunk-Welt von Ibara. Die Hürden in diesem Spiel stellen sich auch als äußerst Spitze Dornen für ambitionierte Shooterspieler dar.
Ein Meilenstein und das direkte Sequel zum legendären PC Engine Serieneintrag.

Ein Titel, den ich auch schon immer mochte war „Akumajou Dracula“ (悪魔城ドラキュラ, Teufelsschloß Dracula), in dieser Iteration als „Akumajō Dracula – Gekka no Yasokyoku“ (悪魔城ドラキュラ 月下の夜想曲). Übersetzt soviel wie „Teufelsschloß Dracula: Nocturne im Mondschein“. Der Titel „Symphony of the Night“, der in den USA und Europa verwendet wurde, geht übrigens auf eine Fehlübersetzung des Game-Fan* Autors Nick Barres zurück der den Titel für den Artikel über die japanische Version des Spiels „Nocturne in the Moonlight“ als „Symphone of the Night“ übersetzt hat. Konami USA hat diesen Titel dann übernommen.

Zufälligerweise hieß ein 1998 von der legendären J-Rock-Entourage „Malice Mizer“ erschienenes Album ebenfalls „Gekka no Yasokyoku“, deren bekanntes Mitglied GACKT auch dafür bekannt ist gern Videospiele zu spielen. Ein interessanter Zufall. 🙂

Die Playstation Version fügt dem Titel „Sōkyūgurentai“ (Blauer Himmel, Feuerrote Brigade) noch den Zusatz „Ōbu Shūtsugeki“ hinzu. Shūtsugeki (出撃) bedeutet soviel wie Militärischer Einsatz, wobei Ōbu wahrscheinlich als Eigenname für die chinesische Dynasatie der Huangwu steht.

In Sōkyuugurentai übernimmt man die Rolle eines Piloten der 2. Verteidigungsdivision der JDF Sōkyūgurentai (SOQ) um die Interessen der Jin-Sei Corporation in einer dystopischen Zukunft zu verteidigen. Im Spiel selber werden zwischen den Stages großflächige Kanji eingeblendet, die in militärischer Manier die aktuellen Befehle an den Spieler übermitteln. Eine ähnliche Art der Darstellung wurde auch schon bei Neon Genesis Evangelion verwendet.

Neon Genesis Evangelion verwendete in späteren Episoden Texttafeln wie diese um mit den Charakteren zu kommunizieren.

Ein Titel der unter Playstation-Fans ebenfalls einen exzellenten Ruf genießt ist der Lightgun-Shooter Elemental Gearbolt, in Japan auch bekannt als Genseikyokō Seireikidōdan Elemental Gearbolt (幻世虚構 精霊機導弾 Elemental Gearbolt). Ganz schön langer Titel, aber prädestiniert für diesen Artikel, kommen doch direkt viele – aus meiner Sicht – interessante Kanji vor. „Gen“ (幻) beispielsweise ist ein Kanji, mit dem Fans und Sammler japanischer Versionen öfter zu tun haben. Liest man es doch auch als „Maboroshi“ wenn es alleine steht. Das bedeutet Phantom, Trugbild, etwas sehr seltenes. Die Kombination 幻世 steht für Phantomwelt, gefolgt von 虚構 für Fiktion. Der zweite Teil steht für 精霊 Geist bzw. eine Seele, gefolgt von 機 für Maschine bzw. Mechanismus. Die Kombination am Ende (導弾**) geht schon ins militärische und beschreibt eine gelenktes Geschoss.

Übersetzt heißt der Titel soviel wie „Phantomwelt Fiktion Geist Maschine Lenkgeschoss/kugel“. Das bleibt auf jedenfall im Gedächtnis.
Auch ein schönes Beispiel, uns begegnet wieder das Kanji 幻 – in Kombination mit 幻想 steht es für Fantasie, Illusion. 水滸伝 (Suikoden) steht für die bekannte, alte chinesische Geschichte über die 108 Gesetzlosen die sich am Berg Liang treffen um gegen die Regierung zu rebellieren.

Ob der Spinnendämon bei Makaimura, die mystischen Titel Gensō Suikoden und Genseikyokō Seireikidōdan Elemental Gearbolt oder der nahezu poetische Titel Sōkyūgurentai. Alle haben eines gemeinsam, sie machen für mich das Spiel interessanter. Die dazugehörigen Artworks sind eine Augenweide und machen lust auf mehr. Dem deutschen Spieler bleibt in der Regel die Anspielungen wie z.B. auf die alte chinesische Sage, die in Japan als Suikoden*** bekannt ist verborgen. Wenn man sich aber etwas näher damit befasst eröffnen sich dem interessierten Spieler neue Horizonte, manchmal amüsante Wortspiele oder auch „Aha“-Effekte. Ich persönlich finde Kanji einfach schön.

Anhang:
* US-Amerikanisches Magazin, welches auch viele Importe behandelte.
** Eine Lenkrakete würde sich jedoch 誘導弾 schreiben.
*** In Deutschland als ,,Die Räuber vom Liang-Schan-Moor“ bekannt

In erster Linie möchte ich mich wie immer bei Milo bedanken, der mir wie immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch vielen Dank an CIT, mir fällt niemand ein mit dem ich sonst um 3 Uhr in der Früh über Kanji aus Spieletiteln philosophieren könnte. 🙂